Genie und Krankheit.
lichkeiten zum Grunde, sodass man ein solches Werk weder leer, noch schlecht nennen darf. Auch entschiedene Talente sind’s die dergleichen unternehmen, geistreiche vorzügliche Männer, von mittleren Jahren, die sich durch eine Lebensfolge verdammt fühlen sich mit diesen Abominationen zu beschäftigen.“(Briefwechsel mit Zelter, VI. p. 214.)
Gilt die Schilderung nicht heute für den grössten Theil der modernen Literatur?
Den Schluss möge eine scherzhafte Scene aus Eckermanns Gesprächen machen. Einmal war Hegel zum Thee bei Goethe. Es wurde über Dialektik gesprochen und Goethe meinte, sie werde oft gemissbraucht, um das Falsche wahr, und das Wahre falsch zu machen. Da hatte Hegel die Dreistigkeit zu erwidern: Das geschehe nur von Leuten, die geistig krank sind. Statt mit Nathan zu sagen: Du bist der Mann, antwortete Goethe mit gutmüthigem Spotte, „Solche dialektisch Kranke könnten im Studium der Natur Heilung finden.“—
Anhangsweise seien einige Aeusserungen Goethes über Genie und Krankheit wiedergegeben. Es ist eigen, sagte Eckermann, dass man so häufig bei ausgezeichneten Talenten, besonders bei Poeten findet, dass sie eine schwächliche Constitution haben.„Das Ausserordentliche, was solche Menschen leisten, erWwiderte Goethe, setzt eine sehr zarte Organisation voraus, damit sie seltener Empfindungen fähig sein und die Stimme der Himmlischen vernehmen mögen. Nun ist eine solche Organisation im Conflict mit der Welt