Der Lebenslauf.
Dann folgen in Leipzig*) leichtere Störungen und schliesslich die schwere Erkrankung. Goethe selbst sagt:„Schon von Hause hatte ich einen gewissen hypochondrischen Zug mitgebracht, der sich in dem neuen sitzenden und schleichenden Leben[!?] eher verstärkte als verschwächte. Der Schmerz auf der Brust, den ich seit dem Auerstädter Unfall[er hatte sich an einem steckengebliebenen Wagen überhoben] von Zeit zu Zeit empfand, und der nach einem Sturz mit dem Pferde merklich gewachsen war, machte mich missmuthig. Durch eine unglückliche Diät verdarb ich mir die Kräfte der Verdauung; das schwere Merseburger Bier verdüsterte mein Gehirn,**) der Kaffee, der mir eine ganz eigene triste Stimmung gab, besonders mit Milch nach Tische genossen, paralysirte meine Eingeweide und schien ihre Funktionen völlig aufzuheben, sodass ich deshalb grosse Beängstigungen empfand... Meine Natur... schwankte zwischen den Extremen von ausgelassener Lustigkeit und melancholischem Unbehagen. Ferner war damals die Epoche des Kaltbadens eingetreten... Man sollte auf hartem Lager schlafen, nur leicht zugedeckt, wodurch dann
*) Von nun an vergleiche man die„Ausführungen und Belege.“
*) Am 26. August 1770 schreibt Goethe an Frln. v. Klettenberg:„So ist’s doch mit allem wie mit dem Merseburger Biere, das erstemal schauert man, und hat man’s eine Woche getrunken, so kann man’s nicht mehr lassen.“ Das Merseburger Bier galt damals im Gegensatze zu dem leichten, in Leipzig gebrauten Biere für stark, es war„Exportbier“.