Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
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Die Periodicität.

entstanden sind, auch wieder berauschend wirken. Gerade wegen der werthvollen Ergebnisse sind Viele geneigt, den Zusammenhang solcher Schaffenszeiten mit dem Krankhaften zu bestreiten, es ist aber eine petitio principii, wenn vortheilhaft und gesund, schlecht und krank so zusammengelegt werden, als müsste jede Abweichung von der Norm nach jeder Richtung hin nachtheilig sein. Die Erfahrung zeigt eben, dass in Ausnahmefällen auch das Krankhafte Vorzüge haben kann, wobei immer noch ins Ganze gerechnet der Nachtheil grösser sein könnte. Was schliesslich heraus­kommt, das wird sich ja zeigen, auf jeden Fall aber haben wir nicht von vorgefassten Begriffen auszugehen, sondern die Zusammenhänge des Wirklichen zu ver­folgen. Finden wir bei einem geistig hochstehenden Menschen Perioden der Erregung, so müssen wir

fragen, inwieweit ähneln diese Perioden denen, die

wir sonst beobachten, die wir schon aus der ärzt­lichen Erfahrung kennen. Da ist zuerst die regelmässige Wiederkehr. Kommt die Erregung nach gleichen Zeiten wieder, sagen wir jedesmal nach 78 Jahren, so zeigt doch schon diese Art von Periodicität, dass ein psycho­logisches Verständniss nicht zu erwarten ist. Dauert sie jedesmal ungefähr gleich lang an, so kehrt dieselbe Erwägung wieder. Aus der ärztlichen Erfahrung wissen wir, dass Depression und Erregung zusammengehören, dass wenigstens die eine in die andere ausklingt, oder von ihr eingeleitet wird. Gehen also den productiven Zeiten solche der Unlust und Unfruchtbarkeit voraus, oder folgt Verdüsterung, Unthätigkeit nach, so haben