Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
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Die Periodicität.

oft in einem Tage zwei bis drei zu machen; und auf freiem Felde, im Wagen oder im Gasthof, es war mir alles gleich. Jetzt, am zweiten Theil meines Faust kann ich nur in den frühen Stunden des Tages arbeiten u.s.w. Es liegt natürlich nahe, zu sagen, ja, die Liebe rief die Lieder hervor; weil Goethe dies und dies Weib kennen lernte, ergoss er seine Gefühle in die Lieder. Indessen trifft der Einwurf nicht das Rechte. Hübsche junge Mädchen und Frauen hat Goethe immer in seiner Nähe gehabt. Aber er verliebte sich nur, wenn die Zeit gekommen war. Dann aber brauchte die Erwählte keine hervorragenden Eigenschaften zu haben. Minna Herzlieb z. B. scheint so wenig den Erfordernissen entsprochen zu haben, die man bei der Liebe des Dichters annimmt, dass sehr nahe stehende Personen nie an eine Neigung Goethes zu ihr geglaubt haben. Ferner schenkte Goethe gewöhnlich seine Neigung einigen weiblichen Personen; fast alle, die sich seiner Liebe erfreut haben, bilden Gruppen.Es ist eine sehr angenehme Empfindung, wenn sich eine neue Leiden schaft in uns zu regen anfängt, ehe die alte noch ganz verklungen ist. Lotte Buff und Maximiliane la Roche, Lili und Frau von Stein, die Mailänderin und Christiane, Minna Herzlieb und Silvia von Ziegesar bilden solche Paare; bei der Stein und bei Christiane erstreckte sich die Neigung über viele Jahre, aber entstanden war das Verhältniss doch in der Erregung.(Geradezu räthsel­haft ist es, dass Goethe am 5. März 1830 zu Soret sagen konnte:Sie[Lili] war in. der That die erste, die ich tief und wahrhaft liebte, Auch kann ich sagen,