Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
216
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Die Periodicität.

sammenseins mit Levetzows in Marienbad und in Karls­bad steigt die Erregung. Die Musik rührt ihn zu Thränen, er hatconziliante Träume, er versichert in den Briefen, dass er sich an Leib und Seele wohl­befinde wie seit langer Zeit nicht, seine Mittheilungen haben, wie Suphan richtig sagt, einen ekstatischen Zug. Die Liebe zu der 19jährigen Ulrike bringt den 74jährigen Mann zu Heirathgedanken. Nach Prem, der sich auf persönliche Mittheilungen des alten Fräu­leins von Levetzow zu stützen scheint, ist der Gross­herzog als Brautwerber aufgetreten, und die Mutter hat Ulriken die Entscheidung anheimgegeben. Das Mädchen hat erwidert, sie liebe Goethe wie einen älteren Verwandten, aber nicht genug zum Heirathen. Goethe selbst scheint kein entscheidendes Wort ge­sprochen zu haben, indessen seine Briefe vom 9. und vom 10. Septemberkommen dem, was man im bürger­lichen Leben ‚die Erklärung nennt, ziemlich nahe. Am 5. September reist Goethe nach Hause und auf der Reise dichtet erdie Elegie, jenes eigenthümliche Ge­dicht, das Goethe selbst anfänglich wie ein Heiligthum ansah, in dem sich wahre Leidenschaft schmerzvoll ausspricht, während seltsame senile Züge dazwischen­laufen. Nach der Rückkehr entsteht durch das Be­wusstsein, dass die Geliebte verloren sei, und durch das tactlose Betragen seiner Angehörigen eine tiefe Verstimmung. Allmählich wächst diese, und es wird klar, dass noch etwas Besonderes dahintersteckt. Bei der Abreise der Szymanowska am 5. November bricht Goethe in Thränen aus, und am 6. ist er ernstlich