Die Periodicität.
zu der Leidenschaft von 1823. Dann aber hört es sicher rasch auf. Goethe schreibt dann an Zelter: „Das einleitende Gedicht zu dem wieder auflebenden Werther las ich mir neulich in stiller Betrachtung vor, und gleich hinterdrein die Elegie, die sich ganz löblich anschliesst.“ Also:„ganz löblich“, das klingt schon anders. Die Erregung ist vorüber, die Trockenheit beginnt wieder. Damit steht nicht in Widerspruch, dass Goethe Ulrikens immer zärtlich gedenkt. Hat er geliebt, so bewahrt er nach dem Aufhören der Leidenschaft eine ruhige Neigung; das ist immer so, bei Marianne z.B. und auch bei Anderen.
Bei dem beschriebenen Anfalle haben wir Alles bei einander: das Wohlgefühl, gesteigerte Beweglichkeit und Lust zur Produktion, Verliebtheit und Herzenspoesie, gesteigerte Reizbarkeit, Neigung zu Thränen, Depression, und endlich körperliche Krankheit. Vogel hat in soweit Recht, als bei Goethe die Zeiten gesteigerter Produktion und die körperlicher Krankheit einander nahe stehen, nur ist es nicht richtig, dass diese immer jenen folgen wie Erschöpfung auf Anstrengung. Vielmehr steht die ernste Krankheit im Anfange des Jahres 1823, und am Schlusse erscheint nur ihr Nachbild, das heisst die Schlusskrankheit ist in der Hauptsache Depression.
Stände der Anfall von 1823 allein, so hätten wir in ihm einen Zustand seniler Erregung zu sehen, wie er bei alten Männern vorkommt. Nun aber kann man von 1823 aus vorwärts und rückwärts gehen: man trifft auf ähnliche Anfälle. Gehen wir sieben Jahre