scheingedicht ist. Man muss diese Dinge nachlesen. Etwas verdächtig ist auch die Schwärmerei für die Kaiserin von Oesterreich, und so könnte man noch verschiedenes anführen.
Sodann sind die Jahres-Schwankungen anzuführen. Die dunkeln Decembertage pflegte Goethe„zu verseufzen“. H. Voss d. J. sagt, December und Januar seien Goethes„Faullenzermonate“, er kränkele da fast jedes Jahr und sei unfähig zu arbeiten, sei aber gesellig und liebenswürdig. Im Sommer lebt Goethe auf. Wenn er ins Bad reist, zieht er einen neuen Menschen an, macht den Damen die Cour und schreibt fleissig. Eine kleine Liebesgeschichte, meint er selbst, gehöre zu einem Badeaufenthalte. Er sieht namentlich in der Witterung und im Barometerstande die Ursachen
des mit den Jahreszeiten eintretenden Wechsels der Stimmung. Gewiss ist der Winter an sich unerfreulich,
und besonders auf der Hochebene, auf der Weimar liegt, ist der Winter hart. Aber andere Leute bleiben trotzdem im Winter munter, ja die Meisten fühlen sich im Winter mehr zur Arbeit aufgelegt als im Sommer. Im Allgemeinen sind leidlich gesunde Menschen ziemlich unabhängig von Jahreszeit und Witterung, sie freuen sich über gutes, missbilligen schlechtes Wetter, aber ihr Befinden hängt von diesen Dingen nicht ab.
Der Einwurf, es handle sich dabei nur um„Stimmungen“, will gar nichts besagen. Ein solcher Wechsel der Stimmung ist eben pathologisch. Die Stimmung des Normalmenschen muss eine dem Lebensalter folgende sanfte Curve darstellen, zeigt die Curve
Möbius, Werke II.
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