Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
227
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Das Umschlagen der Stimmung.

Stimmung zu sehen, sodass, wer ihn mit einem Male zu fassen glaubte, sich das nächste Mal gewiss ge­stehen musste, dass er ihm wieder entschlüpft sei. Man hatte bald einen sanft-ruhigen, bald einen ver­driesslich abschreckenden(auch Kummer drückte sich bei ihm gewöhnlich durch Verdriesslichkeit aus), bald einen sich absondernden, schweigsamen, bald einen beredten, ja redseligen, bald einen episch-ruhigen, bald wiewohl seltener einen feurig-aufgeregten, begeisterten, bald einen ironisch-scherzenden, schalk­haft-neckenden, bald einen zornig-scheltenden, bald sogar einen übermüthigen Goethe vor sich.

Endlich scheint es noch eine merkwürdige Periodi­cität zu geben, auf die hier nur hingedeutet werden soll. Der Mensch entwickelt sich im Mutterleibe in zehnmal 28 Tagen, und man glaubt, dass nicht nur das Leben des Weibes, sondern auch das des Mannes aus 28tägigen Perioden bestehe, eine Wellenbewegung, die sich, wenigstens bei manchen Männern, durch leichtere körperliche und geistige Veränderungen kund­gebe. Sei der Mensch rechtzeitig geboren, SO sterbe er, wenn nicht zu schroffe Einwirkungen von aussen statthaben, an einem 28. Tage. Bei Goethe stimmt die Rechnung, das Weitere aber sei dahingestellt,