Die Familie.
Verschiedenheit der Geschwister gleichen Geschlechts unerklärbar wäre. In Wirklichkeit sind nicht nur die einzelnen Keime verschieden stark, sodass u. U. der eine männliche Keim stärker ist als der weibliche, der andere schwächer, sondern sie sind auch insofern qualitativ verschieden, als bei dem einen die väterlichen Eigenschaften des Eigenthümers, bei dem andern seine mütterlichen Eigenschaften mehr ausgeprägt sind, ja die Fälle von Atavismus zeigen, dass noch weitergehende Verschiedenheiten vorkommen.
Bei der Mangelhaftigkeit unserer Einsicht kann von einer befriedigenden Erklärung des Wunders Goethe aus den Eigenschaften seiner Eltern keine Rede sein.
Die väterliche Familie Goethes lässt sich bekanntlich auf den Hufschmied Goethe in Artern zurückführen. Er hatte von zwei Frauen elf Kinder. Der älteste Sohn war Friedrich Georg Goethe(1657—1730). Er verliess die Heimat, liess sich in Frankfurt als Schneider” nieder, wurde später Gastwirth. Er soll ein intelligenter und tüchtiger Mann gewesen sein, musikalisches Talent gehabt haben. Senckenberg sagt, er sei ein artiger, aber hochmüthiger Kerl gewesen, habe die Musik wohl verstanden, sei aber über seinen Hochmuth von Sinnen gekommen. Nun werden freilich die beiden Brüder Senckenberg als etwas boshaft und gehässig geschildert, sodass bei ihren Urtheilen grosse Vorsicht nöthig ist. Auf jeden Fall ist keine Thatsache bekannt, die auf ein„Vonsinnenkommen“ deutete, vielmehr zeugen alle Handlungen Friedrich Georg Goethes, und auch sein Testament von gutem