raschender Weise Goethes Schwester. Cornelie(1750 bis 1777) war ihrem Bruder so ähnlich, dass man die Geschwister zeitweise„an Wachstum und Bildung für Zwillinge halten konnte“; trotzdem fehlte ihr im Körperlichen und im Geistigen die Anmuth. Das
Hauptunglück scheint das Vorwiegen der väterlichen Eigenschaften bei der Tochter gewesen zu sein, Vater und Tochter verstanden einander dabei gar nicht, der Vater behandelte das Mädchen mit rücksichtloser Strenge und machte durch„unglaubliche Consequenz“ die Erziehung zur Qual, das Mädchen wurde verschüchtert, verbittert, ja sie hasste den Vater. Goethe selbst hat bekanntlich Zeit seines Lebens die Schwester für ein merkwürdiges Problem gehalten. Er spricht von ihrem unschönen Körper.„Sie war gross, wohl und zart gebaut, aber die Züge ihres Gesichts waren weder bedeutend noch schön.“ Bei Betrachtung des Bildes kann man wohl zugeben, dass die abscheuliche Frisur nachtheilig wirkte, doch war offenbar auch das Gesicht trotz der schönen Augen*) abstossend, da die scharfen Züge, die starke Nase, die hohe Stirn wohl dem Bruder gut standen, die Schwester aber entstellten. Auf dem Bilde fällt auch die schlechte Haltung auf. Sie habe von Ausschlag zu leiden gehabt, der wunderlicher Weise besonders dann auftrat, wenn sie einen Ball besuchen wollte. Goethe betont besonders, sie sei ganz ohne Sinnlichkeit gewesen, habe geradezu Abneigung gegen
*) Witkowski sagt, sie habe grosse schwarze Augen gehabt. Schwarz?