Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Corneliens Ende.

reise am 5. Juni ganz wohl. Im September kam Zimmermann und ordnete eine Kur an.Im Januar 1776 spürte sie grosse Linderung, wenn auch ihr Körper noch immer elend, kränklich und unfähig zu jeder Beschäftigung blieb. Im Juni hält sie sich für genesen undfindet überall Freude, wo sie sonst Schmerzen fand.Aber als sie sich erkältet, ermüdet und der feuchten Luft ausgesetzt hat, wird sie doch sogleich von einem entsetzlichen Paroxysmus von Gliederschmerzen überfallen. Im Decemberschleicht sie wieder durch die Welt mit einem Körper, der nirgend hin als ins Grab taugt. Am 10. Mai 1777 wurde sie zum zweiten Male entbunden.Einen Monat noch siechte sie dahin. Am 8. Juni starb sie. Von ihren beiden Töchtern starb die eine(Julie) 1793, die andere(Luise, verehelichte Nicolovius) 1811.

Dass die unglückliche Cornelie eine durchaus pathologische Natur war, das braucht wohl nicht erst auseinandergesetzt zu werden. Eigentlich war sie eine Geisteskranke, und es scheint, dass ihr Bruder das

Der Psychiater würde ihren

ganz gut gewusst habe. zeichnen.

Zustand als manisch-depressives Irresein be Man stellt sich manchmal die Sache so vor, als wäre Cornelie aus Betrübniss über ihre körperlichen Mängel und durch das Verhältniss zum Vater erst krankhaft geworden. Das heisst natürlich die Dinge umkehren: Die äusseren Missverhältnisse zeigten innere Missver­hältnisse an, und sie konnte mit den Leuten nicht aus­kommen, weil sie von vornherein abnorm war. Ein sehr wichtiges Symptom der Entartung ist die Zer­