Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
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störung des Eros. Agape und Aphrodisia können da sein, aber sie thun sich nicht zusammen. Daher fehlt die Befriedigung für den Betroffenen und für die ihm Nächsten. Aber von Verkehrung der Geschlechts­empfindung ist gar keine Rede.

Ueber die nachgeborenen kränklichen und früh­gestorbenen Geschwister Goethes wissen wir wenig. Immerhin deutet diese Sterblichkeit auf ein pathologi­sches Moment vor der Geburt hin. Jakob(175259) allerdings wurde über 6 Jahre und soll dann einer an­steckenden Krankheit in der Kriegszeit erlegen sein. Düntzer sagt, er seizart, träge und eigensinnig ge­wesen. Doch die nachfolgenden Mädchen(175455 und 175717509) starben 2 Jahre alt, der dritte Knabe (176061) wurde nur 8 Monate alt.

In Goethes Nachkommenschaft erreichte das Patho­logische eine furchbare Höhe. Es sieht aus, als hätten sich die Dämonen das Glück, das Goethe über das gewöhnliche Menschenglück hinaus genossen hatte, durch das Unglück seiner Nachkommen mit Zinsen zurückzahlen lassen.

Schwer krank und unglücklich war Goethes Sohn. Die, die in Goethe den Normalmenschen sehen, haben natürlich die Quelle des Uebels in der Mutter gesucht. Christiane Sophie Vulpius war am 6. August(angeblich am 6. Juni) 1764 in Weimar geboren als des weimarischen Amtsarchivars Joh. Friedr. Vulpius Tochter, Der Vater soll ein Säufer gewesen und am Alkoholismus gestorben sein. Ueber die Mutter erfahren wir nur, dass sie früh ge­storben ist. Christiane war genöthigt, selbst für sich zu