Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
255
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Augusts Tod.

anders lautenden Berichte nicht geglaubt habe. Ueber den Tod selbst hat der römische Kestner berichtet. Am Freitag sei er mit August bei Thorwaldsen ge­wesen, am Sonnabend habe er ihn und Preiler zu Tische bei sich gehabt, am Sonntage und Montage seien sie zusammen in Albano und Frascati gewesen. Auf diesem Ausfluge wurde der Gast krank, nach der Rückkehr musste er das Lager suchen. Das Uebel begann mit Kopfschmerzen, und August glaubte, er habe sich in Thorwaldsens Atelier erkältet. Dann wird von Gliederschmerzen und Hämorrhoidalbeschwer­den berichtet. In der Nacht vor Dienstag nahmen die Schmerzen(welche?) zu, und Dr. Riccardi wurde ge­holt. Er erklärte, es handle sich um Scharlachfieber (una febbre miliare*) di natura assai benigna, sagt Riccardi selbst), und liess zur Ader. Am Dienstage kam er fünfmal und fand keine Gefahr. Es trat etwas Halsweh auf. Noch schien die Krankheit unbedeutend zu sein, in der Nacht auf den Mittwoch aber trat der Tod ein.Von zwei treuen Freunden und Landsleuten bewacht, deren Einer der treffliche Preller war, habe Kestner August am Abende des 26. October verlassen. Um zwei Uhr nach Mitternacht hörten die Wachen­den einen tiefen Athemzug, und als sie ihn aufrichten wollten, war er ohne allen Kampf hinübergegangen.**)

*) Warum Kestner den Ausdruck Febbre miliare, der ge­wöhnlich mit Friesel verdeutscht wird, mit Scharlachfieber(Febbre scarlattina) übersetzt, weiss ich nicht.

*) Etwas anders lautet der Bericht in einem Aufsatze Schröers, auf Grund der Angaben Prellers. August sei auf dem