Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
259
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Die Ursache des Todes Augusts.

In der That ist der Befund ganz charakteristisch, denn auch dann, wenn man gar nichts vom Leben wüsste, würde man sagen: der Verstorbene ist ein alter Säufer gewesen. Ein Mensch mit der be­schriebenen Leber- und Gehirn-Erkrankung ist natür­lich ein dem Einsturze nahes Haus. August war that­sächlich schon bei der Abreise ein Todescandidat. Die Anstrengungen der Reise mögen den Verfall etwas beschleunigt haben, und eine leichte fieberhafte Er­krankung gab den Rest. Ueber die unmittelbare Todes­ursache sind zwei Meinungen möglich, nemlich Gehirntod oder Herztod. Da offenbar das Gehirn nicht geöffnet worden ist, kann man nicht sagen, ob eine Embolie oder eine Blutung stattgefunden hat. Mir ist eigentlich ein plötzliches Erlahmen des

Säuferherzens am wahrscheinlichsten. Dass die Aerzte am Herzen nichts bemerkt haben, spricht nicht da­

gegen.

Die Frage, ob ausser der Alkohol-Verwüstung eine progressive Paralyse bestanden habe, ist nicht zu entscheiden.

Höchst unglücklich für beide Theile und für die Nachkommenschaft war die aus gesellschaftlichen Rück­sichten geschlossene Verbindung von Goethes Sohne mit Ottilie von Pogwisch. Diese war durchaus eine degEneree. Denverrückten Engel nannten sie ihre Freundinnen, dieFrau von dem anderen Stern sagte Frau von Gustedt. Sie war leidenschaftlich, unstet, phantastisch, trotz vieler guten Eigenschaften und ausgezeichneter Befähigung. Sie konnte weder