Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
260
Einzelbild herunterladen

Die Familie,

als Mutter im physiologischen Sinne, noch als Er­zieherin der krankhaften Art ihres Mannes ein Gegen­gewicht geben. Ihre Kinder waren in jeder Hinsicht zu bedauern.

Der älteste Sohn, Walter Wolfgang, wurde am 9. April 1818 geboren. Er war ein stiller ergebener Mensch. Er widmete sich später besonders der Musik und fühlte sich tiefgekränkt durch die Nichtbeach­tung seiner Compositionen. An der Mutter hing er mit rührender Zärtlichkeit und opferte ihr vieles auf. Später lebte er ganz zurückgezogenverschwiegen leidend. Asta Heiberg sagt, er sei klein, schwäch­lich, etwas verkrüppelt gewesen, dabei geistig ein­fach und gutmüthig bescheiden. Er erkrankte ziem­lich früh an der Schwindsucht, ist aber erst 1885 ge­storben.

Ueber den jüngeren Sohn, den am 18. September 1820 geborenen Wolfgang Max, der gewöhnlich Wolf genannt wurde, besitzen wir ausser den Bemerkungen der Frau von Gustedt eine Schrift von Otto Mejer (Wolf Goethe. Weimar 1899). Er war von Jugend auf ernst und verschlossen, leidenschaftlich undphantasie­reich wie seine Mutter. Er zeigte vortreffliche An­lagen, schrieb als junger Mann ein DramaErlinde, wandte sich später philologisch-historischen Studien zu, arbeitete sein Leben lang, ohne je mit etwas recht fertig zu werden, war eine Zeit lang im diplomatischen Dienste thätig, lebte dann verstimmt und krank in der Einsamkeit. Schon als junger Mann erkrankte er an Gesichtsneuralgie. Dieses Leiden scheint ihn fürchter­

[N