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Schopenhauers Person.
dieser Beschreibung weniger eigene Erinnerungen als die höchst lebensvollen Aufzeichnungen der Mutter zu Grunde zu liegen. Sie verlebte dann in Weimar eine recht glückliche Jugend und empfing reichliche Anregung durch die bedeutenden Männer, mit denen ihre Mutter in Verkehr stand. Wir lernen das junge Mädchen aus den Briefen an den Bruder kennen, von denen Gwinner Bruchstücke mitgetheilt hat. Der grosse im Anfange d. J. 1819 geschriebene Brief des 22jährigen Mädchens überrascht durch den Ernst und den vortrefflichen Stil. Man glaubt eine reife Schriftstellerin zu hören und empfängt den Eindruck, dass diese Schwester des Bruders werth gewesen Sei. Auch einige schwermüthige Betrachtungen über den Werth des Lebens sind eingeflochten und die Klage, dass das häusliche Glück auch ihr fehle. Adele berichtet sehr anmuthig über ihren Verkehr mit Goethe, zu dessen Lieblingen sie gehörte, und mit der ihr eng befreundeten Ottilie. Bald folgte das Unglück, das die sorgenlose Jugend abschloss, und das Adele die Umwälzung ihres ganzen Erdengeschickes nennt, d. h. der Verlust des grössten Theiles ihres väterlichen Vermögens durch den Zusammenbruch eines Danziger Geschäftes. Später schreibt sie darüber:„Wenige sind wohl so glücklich gewesen als ich im Leben: das plötzliche Aufhören des Glücks und die Verachtung, die dieses Aufhören mir gegen die liebsten Menschen aufzwang, brachte mich in die Mitte zwischen Wahnsinn und Tod. Ich suchte mir zu helfen und fand Mittel aus, das Leben zu ertragen, ohne Freude, aber doch ohne Klagen,