Schopenhauers Schwester,
und mein Körper blieb länger krank als meine Seele.“ „Ich lebe ungern, scheue das Alter, scheue die mir gewiss bestimmte Lebenseinsamkeit. Ich mag nicht heirathen, weil ich schwerlich einen Mann fände, der zu mir passte... Ich bin stark genug, um diese Oede zu ertragen; aber ich wäre der Cholera herzlich dankbar, wenn sie mich ohne heftige Schmerzen der ganzen Historie enthöbe.“ Ueber die Krankheit, von der sie spricht, scheint nichts bekannt zu sein. Die Hauptbedeutung des Vermögensverlustes lag wohl darin, dass er ihr die Hoffnung auf eine passende Ehe nahm und ihr zeigte, wie sehr das Verhalten der Menschen von unserem finanziellen Zustande abhängt. Dazu kam, dass Misshelligkeiten, die die Verhandlungen über die Geldgeschäfte mit sich brachten, zu einem Bruche mit dem Bruder führten.„Ich habe deine Festigkeit, schrieb sie ihm damals, aber ich habe auch deinen Stolz.“ Erst 1831 ward die Versöhnung durch einen Brief des Bruders erreicht. In der Antwort Adelens auf diesen Brief heisst es:„Ich riss mich los von dir, weil dein Misstrauen mich erschreckte! Es ist eine traurige Geschichte; Vorwürfe verdiene ich aber nicht; ich habe in aller Unschuld gefehlt.“ Nachdem die Resignation eingetreten war, hat Adele in der Beschäftigung mit der Kunst und in der Schriftstellerei ihre Befriedigung gesucht. Ueber ihre Erscheinung und ihr Wesen in späterer Zeit hat neuerdings Fanny Lewald in ihren „Lebenserinnerungen“*) berichtet. Die Lewald besuchte
*) Westermanns Monatshefte, August 1897.