Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
30
Einzelbild herunterladen

Schopenhauers Person.

sehr schwer sei, in der Welt allein zu stehen, und noch weit schwieriger, sich in der vornehmen römi­schen Gesellschaft ohne Rang und Vermögen Zutritt zu verschaffen, den sie natürlich ebenso wie die weit ausgebreiteten Verbindungen besitze, und dass sich auch für mich möglicherweise einige Aussichten da­zu eröffnen könnten, wenn und wenn und wenn..:

Ihre Pedanterie, ihre Gespreiztheit und das Dar­stellen ihrer Jugendlichkeit, die sehr weit hinter ihr lag, behielten für uns alle immer etwas Abgeschmack­tes, aber sie war eine Frau von Geist, hatte viel er­lebt, und ich habe während meines ganzen italienischen Reiselebens viel und gern mit ihr verkehrt; sie ist, nachdem wir uns näher hatten kennen lernen, immer freundlich, oft gefällig gegen mich gewesen und ich habe manche gute Stunde mit ihr zugebracht, nach­dem ich gelernt hatte, ihre Wunderlichkeiten mit in den Kauf zu nehmen, was eben nicht schwer war.

In ihren Kunstleistungen scheint Adele über kleine Künste nicht hinausgekommen zu sein. Ihr Bruder sagt, sie habe Blumen und kleine menschliche Figuren wirklich sehr schön gemalt. Von ihrer Fertigkeit im Ausschneiden mit der Scheere haben mir ältere Damen in Weimar und Jena noch mit Vergnügen erzählt. Das Urtheil der Lewald über Adelens Schriften scheint mir sehr richtig zu sein. Das Beste, was Adele geschrie­ben hat, erwähnt die Lewald freilich nicht, ihre Briefe. Die Märchen und den RomanAnna habe ich mit einiger Ueberwindung durchgelesen: Ueberspanntheit