Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
31
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Schopenhauers Schwester.

ist vielleicht der passendste Ausdruck für diese Art von Romantik, und es mag wohl sein, dass das kraftlos­ästhetische Wesen, das in Weimar zu Hause war, einer­seits, ihre Altjüngferlichkeit andererseits Adelen ver­hindert haben, Besseres zu leisten. Den von Grise­bach erwähnten RomanEine dänische Geschichte kenne ich nicht. Am 25. August 1849 starb Adele und an Goethes hundertjährigem Geburtstage wurde sie begraben.

Adele schrieb an ihren Bruder:Ich bin überzeugt, dass unsere Charaktere im Guten und Schlimmen viel Aehnliches haben. Sie meint wohl damit, dass Beide bei edler Gesinnung heftig und stolz waren, sich im Leben nicht wohl fühlten und unter den Menschen einsam waren. Indessen dürfte es doch recht schwer sein, über Aehnlichkeit und Unähnlichkeit der Ge­schwister etwas Zuverlässiges zu sagen. Adele glich zu ihrem Unglücke körperlich offenbar dem Vater, wahrscheinlich hatte sie auch geistig mehr Aehnlich­keit mit ihm als mit der Mutter. Vom Vater scheint sie ein vorwiegend melancholisches Temperament, eine gewisse Schwerfälligkeit und den Mangel an Humor geerbt zu haben. Man traut ihr ein herzliches Lachen gar nicht zu. Der Bruder dagegen war frei von Sen­timentalität, sein guter Humor wuchs mit den Jahren; wenn er donnert und wettert, so ist auch der Schalk dabei, seine Werke und seine Briefe sind z. Th. so witzig, dass es einem recht wohl dabei wird. Man möchte demnach annehmen, dass dem schweren Ernste des Vaters bei dem Sohne etwas von der mütterlichen