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Schopenhauers Person.
der zweiten Hälfte des Lebens ab. Bald scheint die Sonne schon um Mittag, bald bricht sie erst gegen Abend durch die Wolken. Das Leben eines Menschen mit ausgeprägter Dyskolie gleicht einem Tage, an dem der Himmel sich schon in den Morgenstunden umzieht, und erst dann, wenn die Sonne sich neigt, ihre Strahlen zum wehmüthig-heiteren Abschiede leuchten. So war Schopenhauers Leben.
Von England zogen die Reisenden nach Südfrankreich. Durch die Schweiz, Oesterreich, Sachsen führte der Weg zurück, und im September 1804 wurde Berlin erreicht, von wo aus der Vater sich nach Hamburg wandte, die Mutter und Arthur Danzig besuchten.„Es leuchtet ein,“ sagt Schopenhauer in seiner lateinischen Lebensskizze,„dass mir durch die lang andauernde Reise zwei Jugendjahre, die sonst zur Erlernung der alten Sprachen und anderer Fächer verwendet werden, in dieser Hinsicht gänzlich nutzlos verstrichen. Dennoch zweifle ich auch heute noch, ob nicht eine Frucht dieser Reise mir zu gute gekommen ist, die jenen Nachteil vollständig ausglich, ja überwog. Denn gerade in den Jahren der Mannbarkeit, in denen die menschliche Seele sowohl Eindrücken jeder Art am meisten offen steht, als auch nach dem Erfassen und Verstehen der Dinge am begierigsten ist, wurde mein Geist nicht, wie es gewöhnlich geschieht, mit Worten und Berichten über Dinge, von denen ein wahrhaftes Verständniss noch gar nicht möglich ist, angefüllt, noch wurde auf diese Art die erste Schärfe des Geistes stumpf und müde gemacht. Vielmehr wurde mein
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