Schopenhauers Person.
dem anderen gewahr, d. h. ich schreibe auf, unbekümmert, wie es zum Ganzen passen wird: denn ich weiss, es ist Alles aus Einem Grund entsprungen. So entsteht ein organisches Ganzes, und nur ein solches kann leben... Ich, der ich hier sitze, und den meine Freunde kennen, begreife das Entstehen des Werkes nicht, wie die Mutter nicht das des Kindes in ihrem Leibe begreift. Ich sehe es an und spreche, wie die Mutter:„„ich bin mit Frucht gesegnet.“ Mein Geist nimmt Nahrung aus der Welt durch Verstand und Sinne, diese Nahrung giebt dem Werk einen Leib; doch weiss ich nicht, wie, noch warum bei mir und nicht bei Andern, die dieselbe Nahrung haben.“ Wir finden in dieser Stelle zum ersten Male bei Schopenhauer das Gefühl der intellectuellen Unfreiheit, das fast alle grossen Männer empfunden haben, das Bewusstsein, dass das uns Unbewusste in ihnen wirkt, das„Es denkt in mir.“
Die Kriegsunruhen des Jahres 1813 veranlassten Schopenhauer, der an seiner Abhandlung über die vierfache Wurzel arbeitete, Berlin zu verlassen. Er ging über Dresden nach Weimar. Hier kam es zu dem früher erwähnten Zerwürfnisse mit dem Hausfreunde der Mutter, und dieses vertrieb ihn aus Weimar. Er wandte sich nach Rudolstadt und arbeitete da in aller Stille. Tiefe Verstimmung hatte sich seiner von Neuem bemächtigt, weil er, wie er meinte, ein Fremdling in seiner Zeit war(Ceterum temporibus istis maxima aegritudo et tristitia meum iterum invaserant animum, praecipue ex eo. ortae quod videbam vitam meam in