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Weimar und Dresden. 1813—18.
nicht so gegen Schopenhauer verhalten hat, wie er sollte. Nicht nur weigerte er sich, bei Schopenhauers Kinde(seiner Schrift über das Sehn und die Farben) „Gevatter zu stehen“, sondern auch später that er nichts für Schopenhauer. Dieser ist zeitlebens furchtlos und unerschütterlich für Goethe eingetreten, und er hätte wohl verdient, dass Goethe sich vor der Oeffentlichkeit auch seiner angenommen hätte. Es wäre Goethe ein Leichtes gewesen, auf Schopenhauers Hauptwerk die allgemeine Aufmerksamkeit zu lenken, und es wäre seiner nicht unwürdig gewesen, wenn nicht den Philosophen, so doch den grossen Schriftsteller in Schopenhauer anzuerkennen, aber er schwieg. Der Briefwechsel zwischen Beiden ist höchst lehrreich, und es ist nicht zu verkennen, dass er Schopenhauer mehr Ehre macht als dem in Sachen der Farbenlehre allzu reizbaren Goethe. Ein prophetisches Wort über Schopenhauer schrieb Goethe an Knebel:„Der junge Schopenhauer hat sich mir als ein merkwürdiger und interessanter Mann dargestellt... Er ist mit einem gewissen scharfsinnigen Eigensinn beschäftigt, ein Paroli und Sixleva in das Kartenspiel unserer neueren Philosophie zu bringen. Man muss abwarten, ob ihn die Herren vom Metier in ihrer Gilde passiren lassen; ich finde ihn geistreich und das Uebrige lasse ich dahingestellt.“ Ueber die Herren vom Metier hatte Goethe seine Gedanken, und was er vermuthete, ist nur allzusehr eingetroffen.
Im Frühjahre 1814 zog Schopenhauer nach Dresden, und in dieser höchst angenehmen Stadt(in illa