Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
56
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Schopenhauers Person.

Leben überhaupt da, indem beide Pole mit der gröss­ten Energie wirken: dies zeigt sich bei ausgezeichnet geistreichen Menschen. In besagten Stunden wird oft mehr gelebt, als in Jahren der Stumpfheit. Offenbar war Schopenhauer während der Dresdner Jahre im Fieber des Schaffens. Er schrieb seine Gedanken zu­nächst auf einzelne Bogen, die jetzt noch als zwei starke Quartbände auf der K. Bibliothek zu Berlin be­wahrt werden. Schopenhauer bemerkte über sie:Diese zu Dresden in den Jahren 181418 geschriebenen Bogen zeigen den Gährungsprozess meines Denkens, aus dem damals meine ganze Philosophie hervorging, sich nach und nach daraus hervorhebend, wie aus dem Morgen-Nebel eine schöne Gegend. Bemerkens­werth ist dabei, dass schon im Jahre 1814(meinem 27. Jahre) alle Dogmen meines Systems, sogar die untergeordneten, sich feststellen. Im März 1817 be­gann er, aus diesen Aufzeichnungen sein Buch her­aus zu arbeiten, um sein Werkin zusammenhängen­dem Vortrage für andere fasslich zu machen. Schon am 28. März 1818 konnte er die Reinschrift für den Druck beginnen. Frauenstädt erzählt:Als Schopen­hauer zu Dresden mit seinem Hauptwerk schwanger ging, zeigte er, wie er mir selbst erzählte, in seinem ganzen Wesen und seinen Gebärden etwas so Auf­fallendes, dass man ihn beinahe für toll gehalten. Einst, im Treibhause zu Dresden umhergehend und ganz in Betrachtungen über die Physiognomie der Pflanzen vertieft(...) habe er sich gefragt, woher diese so ver­schiedenen Formen und Färbungen der Pflanzen? Was