Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
80
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Schopenhauers Person.

und nur eine kleine Anzahl zurückbehalten. Welchen Schmerz musste Schopenhauers stolze Seele empfinden bei so schmählichem und unverdientem Missgeschicke! Man versetze sich in seine Lage und man wird be­greifen, dass in ihm eine Fluth des Zornes anstieg, die sich früher oder später in stürmischen Strömen ergiessen musste. Ein Anderer freilich, der weniger stolz, weltgewandter, wie man zu Sagen pflegt, gewesen wäre, hätte vielleicht den buchhändlerischen Misserfolg ab­wenden können. Es ist bekannt, dass ein Buch, das in den ersten zwei Jahren keinen Absatz findet, ver­loren ist, wenn keine Hülfe kommt. Hätte Schopen­hauer nun unermüdlich in Broschüren oder in Journal­artikeln seine Lehre vorgetragen und auf sein Werk hingewiesen, so wäre möglicherweise doch der Wider­stand der stumpfen Welt bei Zeiten überwunden worden. Kuno Fischer, der natürlich die Philosophie­Professoren entschuldigen möchte, meint, Schopenhauer sei vom Zeitgeiste nicht verstanden worden. Wer ist dieser Lump von Zeitgeist? Als Schopenhauers Buch erschien, begeisterte man sich für Byron, lebte in Ro­mantik. Auch Schopenhauer war romantisch und pessimistisch. Jean Paul wurde mächtig von Schopen­hauer bewegt, ebenso hätten Andere erweckt werden können. Jedoch wird ein philosophisches Buch ge wöhnlich nur dann Leser finden, wenn die Berufenen darauf aufmerksam machen. Wäre damals dem Schopen­hauer ein getreuer Herold erstanden, wie es Frauen­städt später wurde, SO hätte man ihn auch damals gelesen allem Zeitgeiste zum Trotz, denn es gab auch