Der Lebensabend. 1847—60.
ung ist die der übertriebenen Eitelkeit, weil Schopenhauer sich wie ein Kind über jedes Lob freut. Jeder Schriftsteller ist seiner Natur nach eitel und auf den Ruhm erpicht, wer es leugnet, ist ein Heuchler, Schopenhauer aber war viel zu ehrlich und dachte zu gross, als dass er sich seiner Freude geschämt hätte, Wenn die hochnäsigen Schulmeister, die ihn tadeln, an seiner Stelle gewesen wären, 40 Jahre lang auf das Schändlichste ignorirt worden wären trotz des festen Bewusstseins des eigenen hohen Werthes, sie würden anders reden. In der Hauptsache ist Schopenhauers Freude am Wachsen seines Ruhmes die Freude an der Sache, für seine Person wollte er nichts; dass die Wahrheit wachse, war sein Wunsch. Trotz aller Heiterkeit hat jedoch die Nervosität fortbestanden. Nicht nur seine Heftigkeit, sein Argwohn blieben lebendig, es scheint auch an, eigenthümlichen Aufregungzuständen, die an den Vater(vergl. Seite 16) erinnern, nicht gefehlt zu haben. K. Bähr erzählt seinem Vater von seinem ersten Besuche bei Schopenhauer, er sei nach 12 Uhr Mittags in die Hausflur gekommen, habe an eine Thüre geklopft und auf das„Herein“ hin sie geöffnet.„Zu meiner Bestürzung sah ich ihn aber... halb angekleidet mitten im Zimmer stehen... Er trat auf mich zu, sah mich einen Augenblick starr an und fragte hastig, ehe ich mich noch entschuldigen konnte, mit einer abwehrenden Handbewegung: Was wollen Sie von mir? Ich nehme keinen Besuch an! Was suchen Sie hier?... Ich war ganz bestürzt, suchte mich zu entschuldigen und zog dabei deinen Brief