Der Lebensabend. 1847—60.
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Glückwunsch zu seinem 70. Geburtstage aus. Becker hatte auf das Schriftwort von der Dauer des Lebens hingewiesen, es möge auf ihn nicht Anwendung finden; er habe die Stelle nachschlagen wollen und habe statt ihrer den 15. Vers des 92. Psalms aufgeschlagen: „Und wenn sie gleich alt werden, so werden sie doch blühen, fruchtbar und frisch sein.“ Schopenhauer erwiderte, nicht nur das alte Testament, sondern auch Herodot spreche von 70—80 Jahren.„Allein der heilige Upanischad sagt an zwei Stellen: 100 Jahre ist des Menschen Leben, und Mr. Flourens, de la longevite&, berechnet es auch so. Das ist ein Trost.“ Er lebte also im Alter gern, er war kein Gefühlspessimist mehr. Wenn man seine Aphorismen zur Lebensweisheit, seine praktische Philosophie vom eudämonistischen Standpunkte aus, die einen beträchtlichen Theil des ersten Bandes der Parerga füllt, durchliest, so sagt man sich, dass der Eudämonismus für den Verfasser mehr ist, als ein Standpunkt, auf den er nur gelegentlich herabsteigt, dass er auch hier mit dem Herzen schreibt. Wie die pessimistische Auffassung seinem Gefühle allmählich fremd wurde, so wurde es auch die idealistische. Je älter er wurde, um so realistischer dachte er. Er hielt ja die alten Dogmen fest, aber überall betonte er mehr als früher seine von vorn herein realistischen Lehren. Es würde mich zu weit führen, wollte ich, um dieses sozusagen unbewusste Ankämpfen gegen die Fesseln der unter Kants Einflusse entstandenen Dogmatik nachzuweisen, ins Einzelne eingehen. Dieser Nachweis wäre eine
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