Ueber Schopenhauers Schädel.
Die„wissenschaftliche“ Craniometrie kann nicht mehr leisten, als das, was das Auge sieht, annähernd in Zahlen auszudrücken. Da die unregelmässige Form des Kopfes oder Schädels einer mathematischen Behandlung unzugänglich ist, die Messung sich auf einzelne Bogen und Abstände beschränken muss, so müssen ihrer Natur nach die„wissenschaftlichen“ Angaben höchst unvollkommen sein. Andererseits ist, vorläufig wenigstens, der Nutzen einer genauen Messung nicht einzusehen, da wir nicht wissen, was uns die Millimeter bedeuten. Thatsächlich kann auch in unserem Falle die Wissenschaft uns nicht mehr sagen, als was ein Blick auf den Kopf lehrt, dass Schopenhauer einen ungewöhnlich grossen, besonders sehr breiten und in den vorderen Theilen stark gewölbten Kopf gehabt habe.
Gwinner hatte den Gipskopf auch dem Phrenologen Scheve geschickt und hatte diesen um sein Gutachten gebeten. Die Lehre der Phrenologen besteht bekanntlich darin, dass die geistige Eigenart des Menschen abhänge von bestimmten Grundtrieben oder Fähigkeiten und von dem Verhältnisse der Triebe oder Fähigkeiten zu einander, dass andererseits die Wölbungen des Schädels uns ein Urtheil über die Grundtriebe oder Fähigkeiten gestatten, dass einer Hervorwölbung an dieser Stelle dieser Trieb, einer Hervorwölbung an jener Stelle jener Trieb entspreche. Scheve bezeichnet als am meisten auffallend die Breite des Schopenhauerschen Kopfes zwischen den ziemlich tief stehenden Ohren. Er findet„das Organ des Thä
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