Ueber Schopenhauers Schädel.
ein Mann der Thatkraft gewesen sein, praktisch und nüchtern, auf Eigenthum bedacht und sparsam, zurückhaltend, wohlwollend, aber heftig, leicht erzürnt, schroff, nicht streitsüchtig, aber streitbereit und im Streite unnachgiebig, den Weibern geneigt, aber sie geringschätzend; die Fähigkeit zu beobachten, aufzufassen, sei ebenso wie die des Schliessens, Abstrahirens gross. Das ist immerhin ein in vielen Beziehungen merkwürdig treffendes Urtheil. Gwinner sagt gegen Scheve, Schopenhauer sei„unpraktisch im eminenten Sinne des Wortes“ gewesen. Aber erstens braucht sich die practische Thatkraft, von der Scheve spricht, nicht auf Geldgeschäfte etc. zu beziehen, und dann war Schopenhauer im gewöhnlichen Leben geschickt und energisch, sobald wie er wollte, was sein Verfahren gegen die Danziger Kaufleute und gegen die Berliner Gerichte ausreichend beweist. Scheve las nach Abgabe seines Gutachtens Gwinners Buch und sagte dann, dass er auf jenes stolz sein könne.„Auf der anderen Seite(fügt er hinzu) habe ich kaum jemals aus einer anderen phrenologischen Untersuchung so viel gelernt, als aus dieser. Denn kaum war jemals ein Geistesbau in seiner äussern Erscheinung so originell und phrenologisch interessant als der vorliegende.“
Die Erörterungen über Schopenhauers Kopf füllen in Scheves„Reisebildern“ 32 Seiten, aber ich will nicht weiter darauf eingehen. Scheve hat sich die Aufgabe gestellt, das Verhältniss der Grundkräfte zu einander und ihr Zusammenwirken, also den Charakter des Menschen aus der Kopfform zu erkennen. Das