Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
121
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Ueber die Schopenhauer-Bilder.

A

Portraits wenig Eigenes mitgeben, ist er aber eine herrschsüchtige Natur, so werden die Portraits stark idealisirt werden, wir werden vielleichst ausserordent­lich schöne Bilder bekommen, die jeder Gallerie Ehre machen, aber mehr Gemälde als Portraits sind. Wenn sich ein Künstler vornimmt, nicht die Wirklichkeit wiederzugeben, sondern nur die in ihr versteckte Idee, so ist das eigentlich eine Unverschämtheit. Dass er die volle Wirklichkeit nicht erreicht, dafür ist schon gesorgt, will er sie aber, als Portraitist, bewusst und absichtlich meistern, so sollte man ihm das Malen untersagen und ihn zum Lehrer der Aesthetik machen.

Ich schicke diese bescheidenen Bemerkungen voraus, weil sie mir gerade bei Betrachtung der Schopenhauer­Bilder angebracht zu sein scheinen. Man möge auf­merksam die mechanischen Bilder mit den Künstler­bildern vergleichen, und man wird sehen, wie mächtig die Subjektivität der Künstler ist. Nun liegt mir an Schopenhauer sehr viel, an den Künstlern, die ihn dar­gestellt haben, gar nichts, also darf ich wohl sagen, dass die mechanischen Bilder bei Weitem vorzuziehen seien.

a) Das Jugend-Bild.

Aschblondes krauses Haar fiel dem Jüngling, wie es damals Mode war, über die Stirn. An der Ober­lippe trug er als Student ein kurzes Bärtchen. So zeigt ihn der nach einem im 21. Jahre, wahrscheinlich von Gerhard von Kügelgen 1809 in Weimar gemal­ten Pastellportrait sehr sorgfältig gefertigte Stich vor dem Titelblatt(Gwinner 2, S. 620).