Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
Schopenhauer ist von Kants Aesthetik so eingenommen, dass er sie gar nicht genug zu preisen weiss und sie sich unbedenklich in allen Stücken, sozusagen mit Haut und Haaren aneignet. Das ist eigentlich ein starkes Stück. Die Behauptung Kants, wie sie Schopenhauer auffasst, dass die Zeit die Dinge gar nichts anginge, nur eine Haut wäre, die wir den Dingen und uns selbst überstreiften, ist so haarsträubend, dass auch auf die anscheinend überzeugendsten Gründe hin Jeder an ihr zweifeln sollte. Nichtsdestoweniger genügen Schopenhauer die, milde gesagt, dürftigen Gründe Kants, um jene Behauptung sein Leben lang als zweifellose Wahrheit zu verkünden. Wenn man annimmt, dass die Zeit die Form alles Daseins ist, so versteht es sich doch von selbst, dass jede Lebensregung sie voraussetzt, dass wir sie auch in uns als Bedingung jeder Erfahrung finden müssen. Von einer reinen Anschauung der Zeit kann natürlich keine Rede sein, die
2. Nov. 1853): nicht in den Eigenschaften, weder den apriorischen noch den empirischen, stellt das Wesen des Dinges an sich dar; wohl aber müssen die speziellen und individuellen Unterschiede dieser Eigenschaften, die Unterschiede in abstracto genommen, irgendwie ein Ausdruck des Dinges an sich sein z. B. weder die Gestalt noch die Farbe der Rose, wohl aber dies, dass die Eine sich in rother, die andere in gelber Farbe darstellt: oder, nicht die Form, noch die Farbe des Menschengesichts; aber dass der Eine diese, der Andere jene Physiognomie hat.“
Das Erstaunliche ist nur das, dass Schopenhauer sich einbildet, das sei seine Lehre, m. a. W., dass er den Gegensatz zwischen der Erkenntniss seines Alters und der Auffassung seiner Jugend übersieht.