Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
146
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

liche Unendlichkeit des Raumes nur auf der Unmög­lichkeit beruht, die allgemeinste Form der Wahrnehmung wegzudenken und doch etwas Anschauliches vorzu­stellen. Zum Unterschiede von der Zeit kann man den Raum überhaupt sehr wohl wegdenken, da man sich zu diesem Zwecke nur auf die innere Erfahrung zu beschränken braucht. Dass die Räumlichkeit eine Form der Anschauung a priori sei, das ist ja richtig, aber hier kehrt wieder jenes Missverständniss über Form und Stoff zurück. Bei Kant sieht es so aus, als würde die Materie der Empfindung wie ein Puppen­balg auf irgend eine Weise in das Bewusstsein hin­eingeschoben, und als ob nun das Bewusstsein diesem Balge die verschiedenen Kleider, d.h. die Formen der Anschauung und die Kategorieen, überzöge. Dagegen ist erstens zu erinnern, dass die reine Empfindung nichts als ein Abstractum ist, dass nichts uns berechtigt, einen zeitlichen Vorgang, in dem der Balg der Em­pfindung bekleidet würde, anzunehmen, dass die Räum­lichkeit und die übrigen Bestandtheile der Wahrnehmung Eins sind und nur durch Abstraction getrennt werden können, zweitens, dass Kants Stoff und Form der An­schauung in gleicher Weise aus unseren eigenen Mitteln bestritten werden, dass die Empfindung genau ebenso a priori ist wie die Räumlichkeit. Räumlich­keit und Farbe gehören in gleicher Weise zur Form der Anschauung, ihr Stoff können nur die einzelnen Bestimmungen jener Form, also die bestimmte Grösse und Gestalt u. s. w., sein. Räumlichkeit, Farbe u. 5. W., kurz die Anschauung, sind unsere Reaction auf die