Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
153
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Ueber das erste Buch.

Schopenhauer sagt:Denn was für ein ärmliches Ding ist doch die blosse Sinnesempfindung. Selbst in den edelsten Sinnesorganen ist sie nichts mehr, als ein lokales, spezifisches, innerhalb seiner Art einiger Abwechslung fähiges, jedoch an sich selbst stets sub­jectives Gefühl... erst wenn der Verstand das Ge­setz der Causalität zur Anwendung bringt, geht eine mächtige Verwandlung vor.Er nämlich fasst, ver­möge seiner selbsteigenen Form, also a priori, d. i. vor aller Erfahrung(denn diese ist bis dahin noch nicht möglich), die gegebene Empfindung des Leibes als eine Wirkung auf(ein Wort, welches er allein ver­steht), die doch als solche nothwendig eine Ursache haben muss. Zugleich nimmt er die ebenfalls im In­tellect, d. i. im Gehirn, prädisponirt liegende Form des äusseren Sinnes zu Hülfe, den Raum, um jene Ursache ausserhalb des Organismus zu verlegen. Schopen­hauer sagt aber nicht, dass der ganze Process ausser­halb unseres Bewusstseins verläuft, dass wir deshalb schlechterdings ausser Stande sind, ihn zu erkennen, dass das Ganze nur eine Uebersetzung aus dem Physiologischen in das Psychologische ist. Soweit wie unser Bewusstsein reicht, ist die Räumlichkeit beim Sehen und Fühlen mit der Empfindung der Farbe, des Widerstandes zugleich gegeben und nach aussen verlegt. Die Psychologie der Sinneswahrnehmung ist eben deshalb ein schwieriges Geschäft, weil wir Vor­gänge verstehen wollen, die weder in die innere noch in die äussere Erfahrung fallen. Nach unserer jetzigen Auffassung ist der physiologische Vorgang beim Sehen