Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
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Ueber das erste Buch.

tragen wir die ursprüngliche Denkweise, die sozusagen eine Linie vom Ich zur Welt zieht, auf die Betrach­tung der Verhältnisse der Dinge zu einander über, die man mit einer zu jener Linie senkrechten Hori­zontalen vergleichen kann. Auf dem subjectiven Stand­punkte kennen wir überhaupt nichts als das Wirken des Willens und können gar nicht anders, als in je­dem Geschehen eine Wirkung sehen. Geschehen ist Wirken, dieser Satz ist ein Urtheil, das die Identität zweier Begriffe ausdrückt. Da alles Geschehen von vornherein Wirkung ist, muss es auch eine Ursache haben. Somit suchen wir natürlich in der äusseren Erfahrung einen innerlichen Zusammenhang überhaupt. Aber dass jede Ursache nur eine bestimmte Wirkung haben kann, das konnte uns die innere Erfahrung nicht lehren. Die Gesetzmässigkeit alles Geschehens kann in der That einzig aus der äusseren Erfahrung erkannt werden. Theils auf experimentellem Wege kamen wir zu ihr, da willkürliche Veränderungen immer dieselben Folgen haben, theils durch Beobach­tung offenbar regelmässiger Naturvorgänge. Somit hat der naturwissenschaftliche Begriff der Causalität nur seine sprachliche Bezeichnung aus der inneren Er­fahrung, seinen Inhalt aber, die Gesetzmässigkeit, aus der äusseren. Es geht hier ähnlich wie bei dem Be­griffe der Kraft, der auch eine Erinnerung an das innere Erleben ist, wissenschaftlich aber nur eine be­stimmte Gesetzmässigkeit ausdrückt.

Wir können sagen, dass das Causalgesetz, die Annahme, dass unter gleichen Bedingungen gleiche

Möbius, Werke IV. 11