Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

stellen zu können, so halte ich das für eine Täuschung. Wir haben uns nur in diesen Glauben, der in der That eine an Gewissheit grenzende Wahrscheinlichkeit ge­wonnen hat, hineingelebt. Wenn Schopenhauer immer und immer wieder betont, dass die Causalität sich nur auf Veränderungen beziehe, dass jede Veränderung Wirkung der Gesammtheit ihrer Bedingungen sei und selbst eine Bedingung zu den neuen Veränderungen bilde, so ist das im Sinne der Naturwissenschaft durch­aus richtig, aber wir sehen das nicht a priori ein, son­dern wir haben durch die Beobachtung der Natur gelernt, dass man die Sache so auffassen müsse. Die Naturwissenschaft sieht grundsätzlich von der Be­ziehung der Dinge zum Ich ab, sie geht ausschliess­lich auf die aus den beobachteten Veränderungen ab­zuleitenden Gesetze aus. Deshalb gebraucht sie den Ausdruck Ursache anders, als es im gewöhnlichen Leben geschieht. Im Leben und zum Theile auch in der wissenschaftlichen Darstellung, die sich ja vom gewöhnlichen Leben einerseits, von naturphilosophi­schen Erinnerungen andererseits nicht immer ganz los­löst, wird das Wort Ursache bald im Sinne der naiven, subjectiven Denkweise, bald im Sinne der wissen­schaftlichen, objectiven gebraucht. Das muss man an­erkennen, man darf nicht, wie Schopenhauer es thut, die eine Bedeutung schlechtweg verbieten zu Gunsten der anderen, obwohl die verbotene Bedeutung die ur­sprüngliche ist.

Wie Schopenhauer dazu gekommen ist, sich durch seine Behauptung, Ursache und Wirkung gälten nur