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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
stellen zu können, so halte ich das für eine Täuschung. Wir haben uns nur in diesen Glauben, der in der That eine an Gewissheit grenzende Wahrscheinlichkeit gewonnen hat, hineingelebt. Wenn Schopenhauer immer und immer wieder betont, dass die Causalität sich nur auf Veränderungen beziehe, dass jede Veränderung Wirkung der Gesammtheit ihrer Bedingungen sei und selbst eine Bedingung zu den neuen Veränderungen bilde, so ist das im Sinne der Naturwissenschaft durchaus richtig, aber wir sehen das nicht a priori ein, sondern wir haben durch die Beobachtung der Natur gelernt, dass man die Sache so auffassen müsse. Die Naturwissenschaft sieht grundsätzlich von der Beziehung der Dinge zum Ich ab, sie geht ausschliesslich auf die aus den beobachteten Veränderungen abzuleitenden Gesetze aus. Deshalb gebraucht sie den Ausdruck Ursache anders, als es im gewöhnlichen Leben geschieht. Im Leben und zum Theile auch in der wissenschaftlichen Darstellung, die sich ja vom gewöhnlichen Leben einerseits, von naturphilosophischen Erinnerungen andererseits nicht immer ganz loslöst, wird das Wort Ursache bald im Sinne der naiven, subjectiven Denkweise, bald im Sinne der wissenschaftlichen, objectiven gebraucht. Das muss man anerkennen, man darf nicht, wie Schopenhauer es thut, die eine Bedeutung schlechtweg verbieten zu Gunsten der anderen, obwohl die verbotene Bedeutung die ursprüngliche ist.
Wie Schopenhauer dazu gekommen ist, sich durch seine Behauptung, Ursache und Wirkung gälten nur