Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
165
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Ueber das erste Buch.

für unsere Vorstellungen, in ein Netz von Schwierig­keiten zu verstricken, das er nur durch Gewalt, d. h. durch Selbstwidersprüche durchbrechen konnte, das hat zwar keine sachliche Bedeutung, doch hat es psycho­logisches Interesse. Das Erste ist wohl das, dass, wer a sagt, auch b sagen muss. Mit der Annahme der Apriorität und der nur subjectiven Gültigkeit der Zeit war Schopenhauer sozusagen die Schlinge um den Hals gelegt. Wäre die Wahrnehmung Wirkung des Dinges an sich, so wäre doch ein Geschehen, ein Zeitliches an sich gegeben. Gegen den theoretischen Nihilismus aber glaubte sich Schopenhauer dadurch geschützt, dass er einerseits im Stillen an sein zweites Buch dachte, andererseits mit Kant darauf hinwies, dass durch die idealistischen Voraussetzungen die Wirk­lichkeit nicht in Schein verwandelt werden solle, viel­mehr ihrdie empirische Realität belassen werde. Es ist schwer zu verstehen, wie Schopenhauer sich derartigen Täuschungen überlassen konnte. Es ist doch bei Schopenhauer noch viel klarer als bei Kant, dass durch die Lehren der transscendentalen Aesthetik und der Analytik die Wirklichkeit zerstört, zum Scheine, zur Maja gemacht wird. Es liegt ferner auf der Hand, dass die Subjectivität der Zeit und der Causalität die Möglichkeit nimmt, in der inneren Erfahrung das Ding an sich zu finden, dass der Wille, auf den Schopen­hauer pocht, durch jene Subjectivität auch zum Scheine wird, dass ihm der Vortheil, eine Haut weniger als die Objecte des äusseren Sinnes zu haben(d. h. nicht räumlich zu sein), nicht aus der Noth helfen kann.