Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
166
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

Die alleruntauglichste Ausflucht istdie empirische Realität Wir müssen zu Schopenhauers Ehre an­nehmen, dass er in ihr nicht nur poudre aux yeux gesehen habe, dass in ihm selbst eine Verschiebung der Begriffe vorgegangen sei. Indem er die ganze Wirklichkeit zur Erscheinung machte, dachte er pla­tonisch oder indisch und wollte damit sagen, dass doch noch etwas hinter der Erscheinung stecke, das die Physik nicht offenbart. Plato träumte von seinen Ideen und seiner Welt des wahren Seins wie ein Dichter. ‚Der Brahmane macht sich auch keine er­kenntnisstheoretischen Sorgen, er lässt der Wirklich­keit trotz des Schleiers der Maja in der That ihre em­pirische Realität, da er überhaupt nur in Bild und Gleichniss redet gleich den Propheten und den Dich­tern.Alles Vergängliche ist nur ein Gleichniss. In diesem Sinne sprechen ja auch manche Christen da­von, dass alles Zeitliche nur ein Bild des Ewigen sei. Jedoch in der Erkenntnisstheorie geht es denn doch nicht so. Entweder es giebt eine ansichseiende Zeit und eine Wirkung der Dinge an sich, oder mein Bru­der und meine Mutter sind nur Vorstellungen, zu denen mich die Organisation meines Geistes nöthigt, und keine Brücke führt von anderen Wesen zu mir oder von mir zu ihnen.

Es ist ja nicht richtig, Schopenhauers Lehre eine Synthese zwischen Kant und Plato zu nennen, als ge­hörte ihm gar nichts, aber man kann sagen, dass Schopenhauer durch die Aufnahme Platonischer und Kantischer Gedanken, die sich weder unter einander