Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
168
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

nur damit verdorben. Man kann also in Wahrheit sagen, dass Schulzes Rath ihm böse Frucht getragen habe. Wenn es einem Schopenhauer so geht, haben dann andere junge Leute, denen Kants Kritik zum Studium empfohlen wird, Aussicht glücklich durchzu­kommen? Kants Tiefsinn und Scharfsinn ist so gross, dass es geradezu als eine Grausamkeit erscheint, einen armen jungen Mann in das Labyrinth seiner Begriffs­combinationen hineinzuschicken. Die sogenannte nach­kantische Philosophie kann doch nur als ein Unglück angesehen werden, aber die eigentliche Schuld an diesem Unglücke hat Kant zu tragen. Obwohl mehr als ein Jahrhundert vergangen ist, ist doch die von Kant ausgegangene Verwirrung noch nicht beseitigt, sie ist vielmehr durch die Neukantianer sogar in die Naturwissenschaft hineingetragen worden in der Mei­nung, sie sei das einzige Heilmittel gegen den Ma­terialismus. Jeder, der Kant gelesen hat und doch nicht Kantianer geworden ist, wird wissen, mit welchen Opfern er frei gekommen ist, und dass es ihm wahr­scheinlich ohne fremde Hilfe nicht gelungen wäre. Wenigstens ich scheue mich nicht, zu bekennen, dass ich mich jämmerlich geplagt habe, den Kantischen Folgerungen, von deren Unrichtigkeit ich überzeugt war, zu entgehen, und dass ich ohne Unterstützung mich nicht herausgefitzt hätte, wobei ich besonders dankbar E. von Hartmanns gedenke.

Wenn also die Betrachtung von Schopenhauers Schicksale in erster Rücksicht zu dem Rufe drängt: Los von Kant! so ist doch nicht zu übersehen, dass