Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
173
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Ueber das zweite Buch,

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entfernen, wachsen werde. Die Metaphysik wird dem­nach in der Hauptsache aus Vermuthungen über das direct nicht Erfahrbare bestehen, zu denen uns unsere Erfahrungen berechtigen. Die ersten Schlüsse können mit einer der Gewissheit praktisch gleichgeltenden Wahrscheinlichkeit gezogen werden, aber je weiter unsere Schlüsse greifen, um so mehr wird die Wahr­scheinlichkeit abnehmen, umso dürftiger werden unsere Vermuthungen werden.

Betrachtet man in dieser Weise den Ausgang und die Methode der Metaphysik, so wird man kaum den Muth haben, eineLösung des Welträthsels anzu­streben, Aussagen zu machen über Anfang und Ende, oder Ursache und Zweck der Welt, und wie die Nach­richten aus Wolkenkukuksheim sonst lauten. Schopen­hauer ist nicht ganz consequent. Von vornherein hat er den guten Willen, betont, dass der Metaphysik nur Wahrscheinlichkeit zukomme, und dass entsprechend der Enge unseres Gesichtskreises die Möglichkeit meta­physischer Erkenntniss beschränkt sei. Im zweiten Bande des Hauptwerkes sagt er:welche Fackel wir auch anzünden und welchen Raum sie erleuchten mag; stets wird unser Horizont von tiefer Nacht umgränzt bleiben. Auf diese Stelle bezieht er sich in einem Briefe an A. v. Doss und fügt hinzu:Wenn es mir gelungen ist, unsere nächste Umgebung ein wenig aufzuhellen; so hab ich viel gethan. Das klingt ja sehr schön, aber bei näherem Zusehen erkennt man doch, dass sich Schopenhauer von den schlechten Sitten der alten Metaphysik hat verführen lassen. Er