Ueber das zweite Buch,
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entfernen, wachsen werde. Die Metaphysik wird demnach in der Hauptsache aus Vermuthungen über das direct nicht Erfahrbare bestehen, zu denen uns unsere Erfahrungen berechtigen. Die ersten Schlüsse können mit einer der Gewissheit praktisch gleichgeltenden Wahrscheinlichkeit gezogen werden, aber je weiter unsere Schlüsse greifen, um so mehr wird die Wahrscheinlichkeit abnehmen, umso dürftiger werden unsere Vermuthungen werden.
Betrachtet man in dieser Weise den Ausgang und die Methode der Metaphysik, so wird man kaum den Muth haben, eine„Lösung des Welträthsels“ anzustreben, Aussagen zu machen über Anfang und Ende, oder Ursache und Zweck der Welt, und wie die Nachrichten aus Wolkenkukuksheim sonst lauten. Schopenhauer ist nicht ganz consequent. Von vornherein hat er den guten Willen, betont, dass der Metaphysik nur Wahrscheinlichkeit zukomme, und dass entsprechend der Enge unseres Gesichtskreises die Möglichkeit metaphysischer Erkenntniss beschränkt sei. Im zweiten Bande des Hauptwerkes sagt er:„welche Fackel wir auch anzünden und welchen Raum sie erleuchten mag; stets wird unser Horizont von tiefer Nacht umgränzt bleiben.“ Auf diese Stelle bezieht er sich in einem Briefe an A. v. Doss und fügt hinzu:„Wenn es mir gelungen ist, unsere nächste Umgebung ein wenig aufzuhellen; so hab’ ich viel gethan.“ Das klingt ja sehr schön, aber bei näherem Zusehen erkennt man doch, dass sich Schopenhauer von den schlechten Sitten der alten Metaphysik hat verführen lassen. Er
