Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
174
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

nimmt nicht nur den Ton des Dogmatikers an, son­dern er beginnt auch, von Dingen zu erzählen, die nach seinen eigenen Worten zu dem Unwissbaren gehören. Dürfte man ihm zutrauen, dass er den Wider­spruch zwischen seinen von Kant entlehnten Voraus­setzungen und seiner Metaphysik ganz erfasst habe, so könnte man meinen, er habe geglaubt, dass es, wenn man einmal verbotene Früchte pflücke, auf ein Bischen mehr oder weniger nicht ankomme. In Wirk­lichkeit ging seine Phantasie mit ihm durch, und er bemerkte nicht, dass er selbst das that, was er den Anderen zur Sünde anrechnete. Schopenhauer ver­spottet die Philosophen, die vom lieben Gott erzählen, und doch tischt er uns Wundergeschichten auf vom intellectlosen Willen, der einen Fehltritt thut und zur Welt wird, u. s. w., Geschichten, die toller sind, als die der Mythologie.

Der Satz, der den wesentlichen Inhalt von Schopen­hauers Philosophie und seinen ewigen Ruhm bildet, heisst: das Ding an sich ist der Wille. Schopenhauer gelangt zu diesem Satze, indem er von der Betrachtung des eigenen Leibes ausgeht. Der Mensch ist sich auf zweierlei Art gegeben. einmal von innen als eine Reihe wechselnder Bewusstseinszustände, zum andern von aussen, alsVorstellung, als Körper oder Leib im Raume. Er erfährt im Innern, dass auf Lust und Schmerz ein Wollen, folgt, und er sieht, dass, wenn er will, die Glieder des Leibes sich bewegen. Neben sich erblickt er Wesen, die seinem Leibe gleichen und sich ebenso bewegen wie er. Er schliesst, dass auch