Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
176
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

und Zug reden, die wir uns nur als eine Art von Wollen vorstellen können. Er zeigt weiter, wie in der aufsteigenden Reihe, bei den anderen physikalischen Erscheinungen, bei den chemischen Verbindungen, bei der Crystallisation und endlich bei Pflanzen und Thieren mit der wachsenden Verwickelung der Bedingungen die Verständlichkeit der Vorgänge abnimmt, bis schliess­lich beim Menschen das Licht von innen herausstrahlt, und nun rückwärts von den Bewegungen der Glieder bis zum Stosse einer Billardkugel auf die andere alles mit diesem in der inneren Erfahrung gewonnenen Lichte beleuchtet wird.

Schopenhauer ist mit Recht sehr stolz auf seinen Grundsatz, und er rühmt sich, dass er mit ihm er­reiche, was keine Begriffscombination der früheren Philosophie erreicht habe. Das Wunderliche ist nur, dass Schopenhauer glaubt, die enge Pforte, der unter­irdische Weg zum Verständnisse der Dinge sei von ihm zum ersten Male gefunden worden, da doch ohne­dem gar kein Thier- oder Menschenleben möglich wäre. Hielten wir nicht die Anderen für Unsergleichen, wie könnten wir leben? Die Wahrheit also ist, dass Schopenhauers Philosophie die älteste, ursprünglichste, naivste Form des Denkens ist, die Egomorphie, wenn man so sagen darf. Jedoch unterscheidet sich der naive Mensch dadurch von Schopenhauer, dass er nicht zwischen seinem Willen und seinem Leibe unter­scheidet, unmittelbar seinem Wollen das fremde Wollen, das ihm in der Wahrnehmung entgegen tritt, gegen­überstellt. Da er in sich nichts findet als den Willen,