Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
178
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

in ihm den Grundsatz des Denkens überhaupt sehen, höheren Werth. Wir können es so fassen, dass wir sagen: Schopenhauers Bedeutung liegt darin, dass er zuerst das als Princip der Metaphysik verkündete, was thatsächlich ihr Princip ist und unbewusster Weise von je gewesen ist. Mag er noch so tief in den Wust der Schulbegriffe eingegangen sein, mag er in der Anwendung seines Grundsatzes durch eigene und fremde Fehler noch so oft gestrauchelt sein, er bleibt uns der erste Erlöser von der Scholastik, der Befreier aus den alten Begriffs-Ketten, der Führer zur uralten, längst vergessenen Weisheit, der, ohne es recht zu wissen, den Metaphysikern zeigte, dass sie wieder wie die Kinder werden müssen. Den eigentlich werth­vollen Inhalt seiner Lehre hat später und ganz unab­hängig von ihm Fechner vorgetragen. Der Kern von Beider Philosophie ist derselbe: Schopenhauer sagt, die Welt ist für uns Vorstellung, für sich Wille, Fechner sagt, was von aussen gesehen Physis ist, das ist von innen gesehen Psyche. Dass beide Philo­sophen von ganz verschiedenem Ausgangspunkte aus zu derselben Wahrheit kamen, das dient uns zur er­freulichen Bestätigung.)

*) R. Lehmann sagt in seinem Buche über Schopenhauer, dass dieserin ganz auffallender Weise Lehren vorgreift, welche in den letzten Jahrzehnten durch ein Zusammenwirken streng erkenntnisstheoretischer und psychologischer Richtungen und Methoden aus einem ihm völlig heterogenen Gedankenkreise hervorgegangen sind. L. meint den psychologischen Parallelis­mus, und er führt als Gewährsmänner H. Spencer, Fr. A. Lange und W. Wundt an. Er nennt Fechner gar nicht!! Spencer