Ueber das zweite Buch.
So sehr num Schopenhauers Verdienst anzuerkennen ist, so kann man sich doch nicht verhehlen, dass er bei der Anwendung seines Grundsatzes nicht durchaus glücklich war.
In erster Linie ist die geradezu unsinnige Zerreissung des Geistes in Wille und Intellect zu beklagen, und es ist unbegreiflich, dass Schopenhauer gerade auf sie am stolzesten war.„Der Grundsatz meiner Lehre(heisst es im W. i. d. N.), welcher sie zu allen je dagewesenen in Gegensatz Stellt, ist die gänzliche Sonderung des Willens von der Erkenntniss, welche beide alle mir vorhergegangenen Philosophen als unzertrennlich, ja, den Willen als durch die Erkenntniss, die der Grundstoff unseres geistigen Wesens sei, bedingt und sogar meistens als eine blosse Function derselben angesehen haben. Jene Trennung aber, jene Zersetzung des so lange untheilbar gewesenen Ichs oder der Seele, in zwei heterogene Bestandtheile, ist für die Philosophie Das, was die Zersetzung des Wassers für die Chemie gewesen ist; wenn dies auch erst später erkannt werden wird. Bei mir ist das Ewige und Unzerstörbare im Menschen, welches daher auch das Lebensprincip in ihm ausmacht, nicht die Seele, sondern, mir einen chemischen Ausdruck zu gestatten, das Radikal der Seele, und dieses ist der Wille. Die sog. Seele ist schon zusammengesetzt: sie
und Lange kommen hier ernstlich gar nicht in Betracht, Wundt aber hat das Beste, was er hat, eben von Fechner. Wie lange soll das Todtschweigen Fechners noch dauern?