Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
187
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Ueber das zweite Buch.

stellung. Vielmehr kann man geradezu sagen, der Wille ist das Logische, die Vorstellung ist das Alogische. Kann der Wille sich frei entfalten, so folgt er allein dem Logischen, wird er aber gehemmt, so entsteht das Alogische, und das ist eben die Vorstellung. In der Wirklichkeit treffen wir ausnahmelos den Willen mehr oder weniger gehemmt, d. h. jedes Wollen von fremdem Wollen durchkreuzt. Deshalb ist die Wirklich­keit eine Mischung des Logischen und des Alogischen. Das Alogische aber oder die Vorstellung ist kurzge­sagt der fremde Wille, genauer die Störung, die in unserem Wollen durch das fremde Wollen bewirkt wird. Die thatsächliche Durchkreuzung unseres Willens durch den fremden ist die Wahrnehmung. Je höher ein Wesen auf der Stufenleiter steht, um so veränder­licher ist es; je leichter ein Wille durch das Zusammen­treffen mit der Aussenwelt verändert wird, um So geistiger ist er, oder um so grösser ist seine Fähig­keit, wahrzunehmen. Beim Eindringen des fremden Willens in den unsrigen entsteht nicht nur eine vorübergehende Veränderung, die Wahrnehmung, son­dern wir werden dauernd anders. Die Wahrnehmung hinterlässt Spuren, die als ihre Repräsentanten, d. h. als Vorstellungen im eigentlichen Sinne des Wortes, als Erinnerungen und Theilstücke von Erinnerungen erscheinen. Ihre Summe ist die Erfahrung. Bekannt­lich hängen unsere Willensentscheidungen zum Theile von der Erfahrung ab. Nun treffen wir aber als Leiter des individuellen Willens nicht nur die allge­meinen Willensgesetze einerseits, die persönliche Er­