Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

fahrung andererseits, sondern jedes Individuum hat von Geburt an ausserdem sowohl einen Artcharakter wie einen Individualcharakter. Diese sind im Bewusst­sein vertreten als Gefühle. Manche angeborenen Ge­fühle können die Vorstellungen unserer Vorfahren sein, wie wir denn jedes Gefühl in Vorstellungen übersetzen können und in uns beobachten, wie Vorstellungen zu Gefühlen werden. Aber die Grundgefühle, die mit den Instincten verknüpften, können nie im thierischen Individuum Gedanke gewesen sein. Vielmehr sind sie als solcher nur in einem übergeordneten Geiste möglich.

Gäbe es keine Individuation, so gäbe es keine Vorstellung, so käme zum logischen Willen nicht das Alogische hinzu. Da aber alles Dasein, so weit wie die Erfahrung und die aus ihr gezogenen Schlüsse reichen, individuell ist, so giebt es keinen Willen ohne Vorstellung. Mit der Individuation ist der Kampf der Individuen gegeben, die Vorstellung, das Alogische, die Noth.

Da die Vorstellung nichts ist als eine Veränderung am Willen, so braucht man sich nicht darüber zu wundern, wieso bei der Motivation die Vorstellung den Willen bewege. Soweit wie die Motivation im Bewusstsein verläuft, knüpft sich an eine Wahr­nehmung oder Vorstellung eine Reihe von Erinner­ungen und je nach dem Grade der mit ihnen ge­gebenen Lust oder Unlust kommt es bei einer von ihnen zum Handeln. Die Ausgangsvorstellung nennen wir Motiv, die ausschlaggebende Vorstellung den