Ueber das zweite Buch.
Willensinhalt oder Zweck. Im Grunde ist das Ganze nur eine Folge von Willenserregungen, ein Willenszustand ruft den anderen hervor, von einer Verhandlung zwischen Vorstellung und Wille ist nirgends die Rede.
Wenn Schopenhauer vom Primate des Willens redet und damit hauptsächlich meint, dass unsere Gefühle oft den Sieg über unsere bewussten und zeitweise vernünftigen Ueberlegungen davontragen, so heisst das, dass der angeborene Charakter mächtiger sei als die persönliche Erfahrung und das bewusst Logische. Vom Streit zwischen Wille und Vorstellung in Schopenhauers Sinne kann man aber dabei nicht sprechen.
Ein weiteres Bedenken richtet sich gegen Schopenhauers Verfahren in der Parallelisirung unserer inneren Erfahrung einerseits, des wahrgenommenen Leibes und seiner Veränderungen andererseits. Schopenhauer nimmt an, der Leib sei uns auf zwei Weisen gegeben, einmal als Object, und dann als Wille, und er meint, der Leib als Object decke sich sozusagen mit der inneren Erfahrung. Dem Intellect sollen das Gehirn und die Sinnesorgane entsprechen, den Willensacten die Muskeln, dem Hunger der Darmschlauch, u. s. w. Wie er sich das im Einzelnen gedacht hat, das ist schwer zu sagen, auf jeden Fall scheint ihm die Bedeutung des Leibes durch die Repräsentation der inneren Erfahrung erschöpft zu sein, oder mit anderen Worten, er schreibt dem Leibe kein anderes inneres Leben zu, als das uns im Bewusstsein gegebene.