Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
191
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Ueber das zweite Buch.

das Nervensystem u. s. w., von dem allen wissen wir rein nichts, und mit Erstaunen sehen wir die beab­sichtigte Bewegung eintreten und fühlen sie zugleich. Kenntniss von den Vorgängen im Leibe und in der Aussenwelt erhält unser Bewusstsein nur dann, wenn durch die Nervenbahnen Erregungen von einer ge­wissen Stärke bis zu jenen Theilen der Grosshirnrinde geleitet werden. Nach E. H. Webers und Fechners Vorgange spricht man von einer Schwelle des Be­wusstseins, die dieses von dem Unbewussten trennt. Sind die Erregungen sehr schwach, so wird die Schwelle nicht überstiegen, wir erfahren von jenen nichts. Die Höhe der Schwelle ist veränderlich. Sie ist im Schlafe hoch, im Wachen viel niedriger. Sie kann verkleinert werden durch das Aufmerken, sie wächst durch Ab­lenkung, die sogenannte Zerstreuung. Manche Vor­gänge, die anfänglich uns bewusst werden, verlaufen später im Unbewussten: Uebung. Manche, die wäh­rend der Gesundheit uns ganz unbekannt bleiben, treten in unser Bewusstsein, wenn in Krankheit die von den kranken Theilen ausgehenden Erregungen ungewöhnlich stark werden. Wir sehen also hier das Bewusstsein von einer verschiebbaren Grenze um­zogen: das relativ Unbewusste, während an anderen Stellen die Grenze fest ist: das für uns absolut Un­bewusste, wie wir denn durch keine Aufmerksamkeit, durch keine Uebung, durch keine pathologischen Zu­stände dahinter kommen, was zwischen unserem Wollen und der Ausführung der gewollten Bewegung liegen mag. Unsere Materialisten fassen die Sache so