Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

holt, was er schon früher gesagt hat. Solange wie er in der Nähe des Realen bleibt, bewundert man seinen Geist, aber es dauert nicht lange, dann fällt ihm das Kantische Hexen-Einmaleins wieder ein, und alles wird zu Wust und Wirrsal.

Jedoch muss man gerecht gegen die Philosophen sein und das Streben, das der Naturphilosophie zu Grunde liegt, anerkennen. Der natürliche Mensch ist in der Welt zu Hause, er findet sich selbst in Allem wieder, und die Natur besteht ihm aus Brüdern und| Schwestern. Die Wissenschaft macht die Welt stumm und dunkel, zerreisst und verödet, ihr wird die Erde, wie Schopenhauer sagt, zu einem leblosen Balle, dessen erstarrte kalte Rinde einen Schimmelüberzug mit leben­den und erkennenden Wesen erzeugt hat. Die Philo-| sophie soll das Verlorene zurückerobern, soll zeigen, dass trotz der Wissenschaft der natürliche Mensch im| Grunde Recht hat. Die eigentliche Aufgabe der Philo­sophie ist es, die Einheit im Mannigfaltigen zu suchen, die Frage zu lösen, wie besteht die Einheit mit der Vielheit zusammen? Der Fehler Schopenhauers ist| der, die Einheit durch die Erkenntnisstheorie erreichen| zu wollen. Nicht besser aber machen es die Meta-| physiker, die die Einheit jenseits oder hinter der Welt

suchen. In der Welt, durch Betrachtung der that-| sächlichen Verhältnisse müssen wir sie finden, oder| wir werden sie überhaupt nicht finden. Jede Philo-| sophie ist nothwendig Anthropomorphie, sie muss den|| Menschen als Mikrokosmos, die Welt als Makranthro­pos auffassen. Wir suchen Einheit in der Welt, weil