Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
198
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

einzusehen ist, warum an einer Stelle der Thierreihe ein neues Gesetz gelten sollte. Er muss demnach auch in den einzelligen Thieren ein Analogon der mensch­lichen ‚Seele suchen. Haben aber die freilebenden Zellen ein solches, so müssen auch die zu einem Zellenstaate vereinigten eins haben, denn diese unter­scheiden sich von jenen in keiner wesentlichen Hin­sicht. Man wird das Zugeständniss um so eher machen müssen, als die höher entwickelten Organis­men aus zwei in gewissem Sinne freien oder selb­ständigen Zellen erwachsen, dem Ei und dem Samen­faden, den wegen seiner Eigenbewegung die Alten geradezu als Samenthierchen bezeichneten. Von den Zellen unseres Körpers haben die einen Eigenbewegung und benehmen sich ganz wie Thierchen, so die weissen Blutkörperchen, die anderen lassen zwar keine Be­wegung wahrnehmen, sind aber z. Th. offenbar Or­ganismen, die weit höher stehen als die Wanderzellen, so die Drüsenzellen und die Nervenzellen. Die Zellen­Seele oder nach Schopenhauers Sprache der Zellen­Wille ist sozusagen ein Postulat der Vernunft, d. h. durch correcte Analogie-Schlüsse erreicht und ohne Gegengrund. Unser inneres Leben, soweit wie es der inneren Erfahrung zugänglich ist, ist geknüpft an eine Gruppe von Nervenzellen der Grosshirnrinde. Fassen wir die Zellen als Bewusstseinscentra oder, wenn dies zu menschlich klingt, als Centra eines nicht näher zu bestimmenden, dem Wollen nur analogen Lebens auf, so ist also die Thatsache die, dass sie ein einheitliches übergeordnetes Bewusstsein tragen, zu dem sie Mittel