Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

werden. Wir bezeichnen das Ganze gewöhlich als Welt, naturwissenschaftlich als die Materie mit ihren Gesetzen, in der Metaphysik als Weltseele oder als Gott. Diesen Lauf muss jeder Philosoph nehmen, auch Schopenhauer hat ihn genommen, obwohl er sich verzweifelt, ja zu komischem Entsetzen dagegen wehrt, dass sein Weltwille Gott genannt werde.

Von der Materie sagt Schopenhauer unermüdlich, sie sei durch und durch Causalität. Ich muss noch lachen, wenn ich daran denke, wie ärgerlich Fechner wurde, als er diesen Satz hörte; mit solchen Redens­arten, meinte er, könne man gar nichts anfangen. Nun kann freilich ein Physiker mit einer Materie, die durch und durch Causalität ist, nichts anfangen, indessen hat Schopenhauer doch nicht Unrecht, wenn er die Sache so wendet, dass er sagt, die Materie sei der abstracte Wille, oder die abstracte Wirklichkeit. In der That können wir sagen, die Welt von aussen, im Dasein für Andere sei durchaus Materie, von innen durchaus Wollen. Schopenhauer fasst sehr gut das Wesentliche seiner Lehre als Monismus dahin zu­sammen, es gebe nicht zwei Principien der Bewegung, sondern nur eines, das von aussen als materielle Be­wegung, von innen als Wille erscheine. Seine Fehler sind in der Hauptsache nur die, dass er die Einheit des Weltwillens auf falschem Wege zu erreichen sucht, und dass er glaubt, den Willen vom Intellect abschei­den zu können. Er erkennt, dass Wollen und Ma­terie nur Abstractionen sind, dass wir thatsächlich den Willen nicht ohne Intellect, die Materie nicht ohne Ge­