Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
206
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

und Platonischer Elemente die Sache verdorben. Hätte Schopenhauer nichts Besseres geschrieben als die Grundlegung der Aesthetik, so wäre es das Beste, man läse ihn überhaupt nicht. Der nebelhafte Begriff der Idee verführt zur Phrasenmacherei und giebt der Kritik leichtes Spiel. Die Idee soll ein Mittelding sein zwischen dem Ding an sich und der Vorstellung, ein hölzernes Eisen. Die Idee hat alle Formen des Objectseins ab­gelegt, aber die erste und allgemeinste Form hat sie behalten, das Objectsein. Sie ist nicht wie die Indi­viduen mittelbare, sondern unmittelbare oder adäquate Objectität des Willens, ja selbst das Ding an sich, nur unter der Form der Vorstellung. Die Idee geht in das principium individuationis nicht ein, die Vielheit ist ihr fremd(es giebt aber eine ganze Masse Ideen). Wegen dieser absonderlichen Beschaffenheit kann die Idee nur dann Object der Erkenntniss werden, wenn die Indi­vidualität des erkennenden Subjectes aufgehoben wird. Beim Erkennen der Idee muss im Subject eine geheim­nissvolle Veränderung vor sich gehen, denn in der Contemplation wird mit einem Schlage das einzelne Ding zur Idee und das Individuum zum reinen Sub­ject des Erkennens. Dieses ist willensfrei, schmerzlos, ewiges Weltauge. Dieser ganze Gallimathias will im Grunde nur ausdrücken, die ästhetische Auffassung setze voraus, das Einer seine persönlichen Zwecke bei Seite setzt, die Dinge ohne Hinsicht auf sein Ich an­sieht. Schopenhauers Darstellung hat besonders jungen Leuten gut gefallen, denn Jeder möchte gern ewiges Weltauge sein. Indessen ist doch die ganze Auffassung